Zeugnis einer jungen Frau

Ich war Teilnehmerin an den diesjährigen Jugendexerzitien vom 13. bis 15. August 2009 in Naju. Mir ist bewusst, dass ich eine große Sünderin bin, weil ich viele Todsünden begangen habe. Deshalb kann ich auch nicht meine Identität preisgeben; denn ich schäme mich unendlich dafür, und es fehlt mir einfach der Mut. Aber die große Gnade Gottes, die mir durch seine Barmherzigkeit während der Exerzitien zuteil wurde, möchte ich vielen Menschen bekannt geben.

Ich lebte weltlich und hatte in letzter Zeit viele Probleme, derer ich nicht Herr wurde, weshalb ich des Öfteren mit Selbstmordgedanken spielte. Einmal unternahm ich tatsächlich einen Suizidversuch, der jedoch misslang. Danach stürzte ich in noch tiefere Depressionen. Aus diesem Elend hat mich die selige Gottesmutter herausgeholt. 

Ich hatte schon vielmals von der Sühneseele Julia Kim gehört, ebenso von den Jugendexerzitien in Naju und wollte auch schon einmal dabei sein, aber ich blieb nur ein Zaungast. In den vergangenen Jahren verfolgte ich die Jugendexerzitien in den Berichten sowie Fotos und wurde sehr neidisch auf die anderen Jugendlichen, die durch die Exerzitien viele Gnaden empfangen hatten. Ich begehrte die Jugendexerzitien so sehr; dennoch hielt ich mich von ihnen fern.

Diesmal fühlte ich mich persönlich von der Gottesmutter eingeladen und so nahm ich auch teil. Für die Exerzitien hatte ich keinerlei würdige Vorbereitung angestrebt, weder für den Herrn Jesus Christus noch für die Gottesmutter Maria. Ich kam einfach, einfach so zu den Exerzitien…

Ich hätte nie in meinen kühnsten Träumen gedacht, dass ausgerecht mir eine derart großartige Gnade und Barmherzigkeit Gottes zuteil werden würde.

Mein erster Eindruck war, dass alle anderen Teilnehmer eine tiefe Frömmigkeit besaßen, ganz im Gegensatz zu mir. Sie waren im Glauben viel weiter und besser als ich. Zwar glaube ich auch an Gott und die Gottesmutter, jedoch hatte ich weder Gott je angebetet, noch Ihm dementsprechend gehuldigt. Ich hatte meinen eigenen Glauben, den ich mir, wie zu meinem Konzept passend, zusammengeflickt hatte.

Beim gemeinsamen Gebet mit lautem Bekennen unserer Anliegen hatte ich kein einziges Mal meine Sünden bereut, geschweige denn Tränen der Reue vergossen, ganz im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern. Als ich sah, dass manch einer mit lautem Schreien des Wortes „Mutter“ von Herzen Reue zeigte, war dies für mich sehr verwunderlich, und ich dachte,  wie es sein könne, dass so etwas passierte.

Ich muss dazu anmerken, dass mein Herz immer kalt wie ein dicker Eisklotz war, und ich war fest davon überzeugt, dass dieser niemals auftauen würde. In dieser Gesinnung hatte ich mein bisheriges Leben gelebt.

Der erste Tag unserer Exerzitien hatte in mir noch keinen Wandel hervorgerufen. Er war für mich etwas ganz Normales, ich fühlte mich wie immer. Mir hatte zwar die sakrale Atmosphäre der hl. Messe gefallen, aber in meinen Gedanken fühlte ich, dass ich die Allerletzte von allen hier war, denn mein Glaube war so oberflächlich.

Während der ganzen Exerzitien fühlte ich mich wie eine Außenseiterin, wie Öl im Wasser. Zwischen den anderen Teilnehmern und mir existierte eine tiefe Kluft, die nicht zu beheben war. Zwar liebte auch ich auf meine Art und Weise den Herrn und die Muttergottes, aber ich fühlte mich einfach zu wertlos, als eine zu große Sünderin, dreckig und befleckt.

Ich hatte zweimal abgetrieben. Die Kinder stammten von meinem Geliebten, die Früchte unserer Liebe, aber ich war zu egoistisch und wollte sie nicht behalten. Ich dachte in erster Linie nur an meine eigene Zukunft, mein eigenes Leben. Ferner hatte ich auch keinen Mut gehabt, die Kinder großzuziehen; daher ließ ich zweimal abtreiben.

Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Situation: Es war in einer schmuddeligen Abtreibungsklinik. Die Narkose ließ während des Vorgangs der Schwangerschaftsunterbrechung nach, und ich wurde wach. Kurz danach verlor ich wieder mein Bewusstsein und schwebte zwischen Tod und Leben. Plötzlich gab mir jemand eine heftige Ohrfeige, um mich zu wecken. Danach verpasste man mir im Unterleib eilig eine Tamponade und entließ mich kurz danach. Sie – der Arzt und die Krankenschwester – hatten sicherlich Angst gehabt, dass ich womöglich dort sterben könnte.

Damals hatte ich mir eingeredet, dass dieses kleine etwas von nur einem Monat doch noch kein Baby, kein menschliches Wesen sei, nur geteilte Zellklumpen.

Diesen Gedanken wiederholte ich immer wieder, unzählige Male. Mein Baby? Es hatte doch keineswegs das Aussehen eines Babys, nein, das war doch kein menschliches Wesen, kein Leben, nein, nein…

Zu der Zeit, als ich Naju kennen lernte und dorthin pilgerte, bekam ich ständig Seelenqualen.

„Sind Abtreibungen wirklich eine so große Sünde? Aber ich muss doch an meine Zukunft denken! Sie ist viel wichtiger oder nicht?“ Ich verteidigte mich selbst, hatte keinerlei Schuldgefühle in mir. „Was? Die Abtreibung ist eine Todsünde? Wieso, mein Bauch war damals nicht einmal dick und ich fühlte kein menschliches Wesen in meinem Bauch.“

Ich ging zwar zum Beichten, ließ aber kein einziges Mal eine Messe für meine abgetriebenen Babys lesen. Ich verdrängte immer wieder meine Schuldgefühle und rechtfertigte mich mit dem Argument, es handele sich hierbei nur um geteilte Zellklumpen. Trotzdem dachte ich ständig: „Ich bin eine Sünderin. Mich kann man nicht vergleichen mit den anderen hier Anwesenden, denn sie sind so rein. Die Jugendlichen hier sind ganz anders als ich. Ich bin schmutzig, bin eine unbußfertige Sünderin, die sich in den Sünden der Wollust suhlt. Todsünden habe ich begangen, indem ich ungeborene Kinder getötet habe – und das auch schon zweimal.“

Ich betete den Kreuzweg mit den anderen Teilnehmern auf dem Erscheinungsberg - gedankenlos, ohne Andacht und Emotion und fühlte auch gar nichts in meinem Herzen. Oder doch. Ein einziges Mal kullerten mir Tränen herunter, weil ich wütend war, als mir bewusst wurde, wo ich mich gerade befand und wie lächerlich ich aussah inmitten der betenden Schar. „Was machst du bloß hier mit diesen komischen Leuten mitten auf dem Kreuzweg in Naju?“, dachte ich bei mir.

Aber dann geschah es. Es war die zweite Nacht unserer Jugendexerzitien. Die Sühneseele Julia Kim erschien trotz ihrer schweren, fast unerträglichen Sühneschmerzen mit kugelrundem Bauch, wie eine hochschwangere Frau.

In diesem Moment wurde mir klar: Sie leidet meinetwegen. Ich konnte meine Empfindungen gar nicht in Worte fassen.

Julia Kim sprach über den Teufel der Wollust und ihre Sühneschmerzen wegen der Sünden der Abtreibungen. Sie sagte, dass, wenn wir unsere Sünden bereuten und uns bekehrten, auch ihr Bauch zurückgehen sowie ihre Schmerzen nachlassen würden.

Fast hätte ich mein Bewusstsein verloren. Ich vermochte überhaupt nicht zu denken. Doch selbst in diesem Moment fragte ich mich immer noch, ob sie wegen mir diesen kugelrunden Bauch bekommen hatte. Ich war hin und her gerissen. „Ach, es ist doch wegen mir, ich bin doch schuld daran.

Ja, es ist meinetwegen, weil ich nicht bereue, mich nicht bekehre…“.

Julia Kim erzählte weiter von Jesus und der Gottesmutter Maria, verglich sie mit unseren Eltern und meinte, es gäbe keine einzigen Eltern, die ihren Kindern Schlechtes zukommen ließen. Alle Eltern gäben ihren Kindern nur das Beste. Als ich das hörte, hatte ich schreckliche Gewissensbisse. Ich hatte meine Kinder in meinem Bauch getragen, und zweimal hatte ich ihnen den Tod statt das Leben geschenkt!

Für Kinder ist die Mutter ein und alles. Sie folgen nur der Mama, für sie bedeutet die Mama die ganze Welt. Selbst wenn die Mama den Kindern Gift verabreichen würde, würden sie es mit einem unschuldigen Lächeln „Ah, das ist von der Mama.“ annehmen und es arglos zu sich nehmen. So sind die halt die kleinen Kinder…

Wem würde man die Kinder anvertrauen? Nur die Mütter passen doch rührend auf ihre Kinder auf. Ich aber gab meinen Kindern nicht das Beste, sondern nur das Schlimmste, nämlich den Tod!

Mehr noch, ich entzog ihnen das Licht der Welt. Es war weder ein Unfall (One Night Stand) noch Resultat einer Vergewaltigung. Ich hatte mit meinem Geliebten viele Liebesnächte verbracht. Daraus resultierten diese beiden Schwangerschaften. Und jedes Mal ließ ich die Kinder abtreiben.

Nur ich, die Mutter, die die Rettung für sie bedeuten sollte. Aber ich ließ sie ohne Skrupel vernichten, diese kleinen Lebewesen…

Ich weiß bis heute nicht einmal, ob es sich um Mädchen oder um Jungen gehandelt hatte. Zwei Menschenleben, winzig klein, kein Gesicht und ohne Namen…

Ich war ihre Mutter und ich schenkte ihnen den Tod…

In meinem Kopf begann sich alles zu drehen, als ob ich einen heftigen Hammerschlag auf ihn bekommen hätte. Ich wollte aber keinerlei Schuldgefühle in mir aufkommen lassen. Das würde mir zu viele Seelenqualen bereiten, die ich nicht ertragen könnte. Und wie käme ich überhaupt mit dem Gedanken klar, eine Mörderin zu sein, Todsünden begangen zu haben und nach meinem Tode in die Hölle hinein geworfen zu werden…?

Ich bekam einen schweren Kopf. Mitten auf dem Kreuzweg musste ich an all diese Dinge denken. Als wir wieder herunter gekommen waren und unter dem Kreuz des Kalvarienbergs standen, weinten viele Jugendliche, bereuten ihre Sünden und baten den Herrn um Vergebung. Ich jedoch konnte nicht beten, geschweige denn Tränen vergießen. Es war mir einfach nicht möglich. Ich sagte zu mir: „Du bist eine Sünderin, eine große Sünderin, die keine Vergebung verdient hat, die sogar zweimal ihre eigenen Kinder grausam töten ließ - also keine Tränen und keine Emotionen.

Aber warum weinen die anderen Teilnehmer? Sie können doch überhaupt nicht gesündigt haben.“ So schien es mir zumindest. „Doch seid auch ihr Sünder wie ich? Habt auch ihr etwa Todsünden begangen wie ich?

Warum weint ihr denn so, ihr seht doch alle so aus, als ob ihr reine Seelen besäßet?“

Ich dagegen konnte nicht bereuen, konnte auch nicht weinen. Ich fühlte mich einfach schrecklich elend.

Als das Gebet des Kreuzwegs zu Ende war, ging ich mit gemischten Gefühlen den Berg herunter, beladen mit Schuldgefühlen, ein elendiges Gefühl.

Plötzlich sprach mich jemand an, zeigte auf mein Kleid und sagte: „Oh, ist das nicht Hl. Blut?“

Ich dachte bei mir: „Jemand macht einen Scherz mit mir. Nein, doch nicht auf meinem Kleid, doch nicht bei mir, die ich so eine Sünderin bin! Aber wirklich, Hl. Blut? Bitte, mache keine Witze mit mir, ich bin doch eine unbekehrbare Sünderin, die schon zweimal abgetrieben hat und sich trotzdem nicht bekehren kann. Aber vielleicht ist es doch Hl. Blut? Hier sind so viele reine gute Seelen. Aber warum habe ausgerechnet ich das Hl. Blut auf meinem Kleid bekommen?“

Ich begann zu weinen. Tränen, die ich in mir längst ausgetrocknet glaubte, sprudelten ununterbrochen aus meinen Augen heraus. Ich konnte  einfach nicht aufhören zu weinen. Ich ging zur Gnadenquelle. Niemand war neben mir, und so wusch ich mein Gesicht. Aber ich weinte immer, immer weiter.

„Oh Herr, wie kann es sein, dass Du mir Dein Hl. Blut geschenkt hast, obwohl ich doch eine so große Sünderin bin? Ich habe schon zweimal abgetrieben, doch Du liebst mich, diese armselige Sünderin, trotz allem und hast mir Dein Hl. Blut geschenkt.

Oh, mein Jesus, vergib mir, denn Du liebst wirklich auch die Sünder.

Ich habe schon zweimal eine Todsünde begangen, und mein Weg führte mich direkt zur Hölle hin. Ich bin die schlimmste Sünderin, so schmutzig….“

Ich weinte noch eine ziemlich lange Zeit.

Durch die Exerzitien habe ich Folgendes erkannt:

Der Herr Jesus und die Gottesmutter lieben die Sünder wirklich, selbst wenn sie die schlimmsten Sünden begangen haben.
Sie offenbaren sich immer durch einen Niedrigen und an einem ganz unbedeutenden Ort. Sie wollen uns dadurch kundtun, dass auch wir klein werden und demütig den Anderen dienen bzw. sie lieben sollen.

„Ich bin zwar eine schreckliche Sünderin, aber ich liebe Euch – Jesus und Maria - trotzdem. Oh Herr, Du hast mich mit Deinem Hl. Blut umarmt, und du, liebe Muttergottes, hast mich lieb. Ich bin eine Sünderin, möchte aber von Euren Armen umschlossen sein. Bitte vergebt mir alle meine Sünden und helft mir, dass ich nicht mehr sündige!“

Nun will ich meinen Kindern Namen geben.

Ich bitte den Heiland, Er möge mir erlauben, meine Kinder im Himmel zu sehen, denn ich möchte sie um Vergebung bitten: „Bitte, vergebt dieser unwürdigen Mutter, denn ich habe euch etwas Schreckliches, Unverzeihliches angetan. Doch ich liebe euch unendlich, bitte vergebt mir! Ich glaube fest daran, dass ihr vor mir im Himmel neben der Muttergottes Platz genommen habt.“

„Bitte, lieber Jesus, liebe Muttergottes, teilt ihnen meine Botschaft mit.“

Nun meine lieben Freunde, ich liebe euch alle und meine Geschichte habe ich zur Ehre Gottes aufgeschrieben.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

 

Der Name dieser jungen Frau ist Julia Kim und der Redaktion bekannt.

 


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